Jerusalem ist bekannt für seine hellen Steinfassaden, die der Stadt ihr einzigartiges Erscheinungsbild verleihen. Als Jerusalem-Stein verbindet dieser in der Region abgebaute Kalkstein das Stadtbild des antiken mit dem des neuen Jerusalem. Sir Ronald Storrs, Kolonialbeamter und Gouverneur von Jerusalem unter britischem Mandat, gab im Rahmen des Stadtentwicklungsplans von 1918 die generell zu befolgende Gestaltung vor: Alle Gebäude, auch in sämtlichen neuen Stadterweiterungsgebieten, sollten ausschliesslich mit Jerusalem-Stein verblendet werden. Dieses Dekret gilt bis heute. Politisch brisant ist, dass Israel den Jerusalem-Stein zurzeit fast ausschliesslich aus Steinbrüchen des palästinensischen Autonomiegebietes bezieht.
Flurin Bertschinger untersucht in seiner Arbeit die wirtschaftlichen, politischen und historischen Aspekte des Steins und ihre Verbindungen zueinander. Seine kritische Rezeption dieser städtebaulichen Massnahme gibt Einblick in die Komplexität der Identitäts- und Machtansprüche die auf dem unverwechselbaren Jerusalem-Stein beruhen.
Jerusalem Stone, Even Yerushalmit, Hajjar Maqdissi, freies transmediales Langzeitprojekt, seit 2018.